Mallorca ist reich an archäologischen Zeugen der Vergangenheit. Die Insel verfügt über rund 3.500 historische Stätten, die Spuren der Vergangenheit beherbergen. Noch werden viele davon durch das Museu de Mallorca erforscht, doch wurden bisher erst knapp die Hälfte freigelegt. Zu den wohl geheimnisvollsten Zeitzeugen der mallorquinischen Geschichte zählen die sogenannten Talayots, turmartige Gebäude, die eine ganze Kultur geprägt haben.
Die Talayot-Kultur bezieht sich auf den Zeitraum, als die Römer die Insel in Beschlag hatten, also die Spanne zwischen 1.300 und 123 v. Chr.. Zwei relativ gut erhaltene Talayot Siedlungen kann man heute auch auf Mallorca finden. Das sind zum einen Ses Païsses, in der Nähe von Artà, im Nordosten der Insel und zum anderen Capocorb Vell, ganz in der Nähe des Urlaubsortes Cala Pi im Inselsüden. Das Zentrum der beiden antiken Dörfer bilden auch heute noch die großen Talayots, von denen nicht genau bekannt ist, welchem Zweck sie eigentlich dienten. Man geht davon aus, dass sie teils bewohnt waren, teils aber auch als Wachtürme genutzt wurden.
Schon lange bevor die Talayot Kultur auf Mallorca entstand, war die Insel bewohnt. Die ältesten Knochenfunde stammen bereits aus dem 7. Jahrtausend v. Chr.. Man vermutet, dass die ersten Bewohner vom spanischen Festland auf die Baleareninsel kamen. Um 1.300 v. Chr. änderte sich allerdings die Art der Besiedelung und die Siedlungen waren von mächtigen Mauern umgeben. Die Talayots waren allgegenwärtig und befanden sich im Zentrum der Siedlungen. Die Mauren nannten mehrere Jahrhunderte später ihre Wehrtürme \”Talaya\”.
Wer genau die Siedler waren, die die Talayot Kultur ins Leben gerufen haben, ist noch nicht ganz klar. Experten gehen allerdings davon aus, dass sie aus dem östlichen Mittelmeerraum stammten. Eine sehr ähnliche Zyklopenbauweise gab es auf Korsika, Malta und Sardinien. Etwa 100 Einwohner lebten in einer Talayot Siedlung. Nach den starken Befestigungsmauern um die Siedlungen geht man davon aus, dass die damaligen Bewohner vielen Kämpfen ausgesetzt waren.
In einigen Museen auf Mallorca kann man interessante Exponate aus dieser Epoche bewundern. Dass damals der Getreideanbau eine wichtige Rolle gespielt haben muss, beweisen Funde von Steinwerkzeugen. Knochenfunde von Schweinen, Schafen und Ziegen an den Feuerstellen zeugen davon, dass man neben Brot auch Fleisch aß. Weiterhin geben Skulpturen von Tiergottheiten, wie dem Stier, Rückschlüsse auf das religiöse Brauchtum zu dieser Zeit.