Deià, das verträumte Bergdorf der Tramuntana, ist vor allem bekannt durch einen der wohl berühmtesten Dichter, die Mallorca zu ihrer Wahlheimat auserkoren haben: Robert Graves, der unter dem Namen Robert von Ranke Graves am 24. Juli 1895 in London geboren wurde, hatte seinen Adelstitel von seinem Großvater Heinrich von Ranke. Der deutsche Historiker Leopold von Ranke war Robert Graves Urgroßonkel.
Deià war Graves Paradies und wurde zu seiner Heimat. Hier schrieb er seine Memoiren. Die 1929 erschienene Autobiographie \”Strich drunter\” ermöglichte es ihm, sich auf Mallorca ein Haus zu bauen. Seine persönliche Oase entstand am Ortsausgang von Deià. Hier, in seinem 1932 gebauten Domizil, \”Ca N\’Alluny\”, zu deutsch abgelegenes Haus, oberhalb des Fischerpfades zur Bucht, schrieb der Autor seine wichtigsten Werke. Graves, der sich selbst als Dichter bezeichnete, konnte sich durch die Tantiemen auf Mallorca ein angenehmes Leben ermöglichen.
Deià hatte für Graves alles, was ein Schriftsteller benötigt. So schrieb er, alles was er brauche sei hier: \”Sonne, Berge, Meer, Laubbäume, Quellwasser, Luxus, wie Elektrizität, die Abwesenheit von Politik sowie eine Buslinie, die mich nach Palma bringt.\” In dieser verschwiegenen Idylle verfasste Graves einen seiner wohl erfolgreichsten Romane. Im Deutschen erschien er unter dem Titel \”Ich, Claudius, Kaiser und Gott\”.
Anfangs wurde Graves von den Dorfbewohnern für einen Diener gehalten, der im Dorf für seine Herrschaften Einkäufe macht. Erst als “Claudius” im Jahre 1976 verfilmt wurde, erkannte man die wahre Bedeutung von Graves und seinen Werken. Dabei kamen solche illustren Gäste zu Besuch, wie die Hollywood-Stars Ava Gardner, Alec Guinness oder auch Peter Ustinov. Das Verhältnis zu den Dorfbewohnern war getragen von Anerkennung, Respekt und Distanz. Man nannte ihn auch liebevoll den \”Adoptivsohn von Deià\”.
Graves bezeichnete sich selbst als exzentrisch. Eine Eigenart, neben der besonderen Art sich auszudrücken, war die Tatsache, dass es ihm offensichtlich schwer fiel, geradlinig eine Straße entlangzugehen. Außerdem pflegte er bei Tisch meist mit Brotstückchen zu spielen. Seine plötzlichen Anfälle von Amnesie beunruhigten ihn zunehmend.
Am 7. Dezember 1985 starb der inzwischen senile Graves im Alter von 90 Jahren. Sein Grab liegt direkt neben der Kirche. Auf der Grabplatte steht unter seinem Namen der Zusatz \”Poeta\” (Dichter). Im Jahre 2007 wurde im ehemaligen Wohnhaus des Poeten ein Museum eröffnet.