Fernab vom Massentourismus befindet sich der kleine Gemeindeort Costitx. Das rund 1.200 Einwohner zählende Städtchen nördlich von Inca beherbergt eine der wohl geschichtsträchtigsten Ausgrabungsstätten Mallorcas. Hier entdeckte im Jahre 1894 der Mallorquiner Joan Vallespir de Can Pere Pina auf seinem Anwesen, dem Landgut Son Corró, wertvolle Bronze-Stierköpfe in Lebensgröße. Der Fund der Caps de Bou de Costitx rief die archäologische Gesellschaft auf den Plan, die kurz darauf mit ihren Ausgrabungen begann. Dabei wurde eine historische Kultstätte mit weiteren Gegenständen aus der talayotischen Zeit entdeckt. Bis heute gelten jedoch die drei Stierköpfe als die spektakulärsten Funde der Ausgrabungsstätte.
Die bronzenen Caps de Bou stammen aus dem 6. bis 5. Jahrhundert v. Chr. Sie sind aus einem Stück gegossen. Bemerkenswert daran ist die detailgenaue Nachbildung. Augen, Nüstern, Maul und Hörner der Stierköpfe wirken verblüffend natürlich. Jeder der Stiere von Costix verfügt über eine große Öffnung. Man nimmt an, dass diese Köpfe damals an Schiffen angebracht waren und als Gallionsfiguren dienten. Möglicherweise wurden die Caps de Bou von talayotischen Piraten als Beute genommen.
Da die Stierköpfe von Costix eine große Ähnlichkeit haben mit Fundstücken aus Griechenland, Portugal, und Persien sowie Köpfen, die auf Malta und Sardinen entdeckt wurden, gehen Historiker davon aus, dass die balearischen Ureinwohner schon in der Frühzeit einen regen Kontakt zu anderen Kulturen gepflegt haben müssen.
Die Caps de Bou gelten als ein Zeugnis des traditionellen Stierkultes der Talayots. Im Mittelmeerraum gilt der Stierkult als eine sehr alte Tradition. Fresken und Abbildungen, beispielsweise auf Kreta, weisen darauf hin, dass bereits um etwa 1.500 v. Chr. dieser Kult gepflegt wurde.
Die Originale der Stierköpfe sind heute im Nationalmuseum in Madrid ausgestellt. Warum das so ist, hat seinen Grund: Damals durfte jeder Eigentümer eines archäologischen Fundortes Geld für seine Fundstücke verlangen. Die archäologische Gesellschaft hatte leider nicht die Mittel, um den Fund aufzukaufen. Damit die Köpfe nicht in die Hände von Kunsthändlern gelangten, wurde ein Presseaufruf gestartet. Zwei Mallorquiner schalteten daraufhin die Zentralregierung in Madrid ein und die Köpfe konnten im Nationalmuseum untergebracht werden.
Heute sind im Santuari de Son Corró, dem Kulturhaus von Costitx, detailgetreue Nachbildungen der Stierköpfe zu sehen. Die original Ausgrabungsstätte Santuari Talaiòtic de Son Corró befindet sich rund 2 Kilometer vom Ortszentrum entfernt und kann besichtigt werden.